Münchner Kommentar Bürgerliches Gesetzbuch, Bd. 3,
7. Auflage, C.H. Beck 2016
Von Rechtsanwalt Florian Decker, Saarbrücken
Seit 1978, als
die erste Auflage dieses Standardwerkes erschien, wurde der Kommentar als
umfassendes Erläuterungswerk zum BGB für Praxis und Wissenschaft stetig
ausgebaut und fortgeschrieben und hat sich zwischenzeitlich in der deutschen
Rechtslandschaft unentfernbar verankert. Aktuell überarbeitet der Beck-Verlag
zusammen mit dem seit der Vorauflage fast unverändert gebliebenen, illustren
Herausgeber-, Redakteurs- und Autorenkreis (bestehend aus Professoren,
Richtern, Notaren und Rechtsanwälten) nacheinander die derzeit insgesamt zwölf
(12) Bände des Kommentars. Bereits erschienen sind der hier vorliegende Bd. 3
(§§ 433-534 BGB und CISG) - BGB; Besonderer Teil I - sowie der
vom Rezensenten schon vor einigen Wochen besprochene Bd. 2, der
Kommentierungen zu den §§ 241-432 BGB enthält. Der vorliegende Band umfasst etwa
1800 Seiten hat also genügend Raum, um eine intensive Besprechung der
besonderen Schuldverträge von Kaufvertrag bis Schenkungsvertrag zu erlauben.
Enthalten sind
die Rechtsprechungsentwicklungen und Gesetzesänderungen seit der Vorauflage
weitestgehend zum Endstand Mai 2015. Umfasst sind auch die jüngsten
Novellierungen zum Teilzeitwohnrechtevertrag sowie die verschiedenen Änderungen
in den Abschnitten Verbraucherdarlehen und Verbrauchsgüterkauf, die auf die
jüngst umgesetzte Verbraucherrechte-Richtlinie zurückgeführt werden. In der
Vorauflage des Bandes drei war noch das Mietrecht mitumfasst. Da auch dieses
kürzlich tiefgreifend reformiert wurde und die Kommentierung hierzu nicht
rechtzeitig fertig gestellt werden konnten, hat sich der Verlag dazu
entschieden, Bd. 3 um das Mietrecht gekürzt, dafür aber schneller und aktueller
auf den Markt zu werfen. Wer sich nach einer Neukommentierung des Mietrechts
sehnt, muss jedenfalls beim Münchner Kommentar auf das Erscheinen von Bd. 4
warten.
Man dient im
Grundprinzip nach wie vor dem Ziel, das BGB für die gestalterische und
richterliche Praxis aufzuarbeiten, was durchaus gelungen ist. Die Zielrichtung
ist in der Art und Weise der Kommentierung zu erkennen. Die Sprache ist
treffend gehalten und frei von übermäßigen Abkürzungen. Das Werk ist fein
gegliedert und mit treffenden Überschriften und Hervorhebungen durchsetzt, die
zusammen mit dem umfangreichen Schlagwortverzeichnis ein schnelles Auffinden
der Kommentierung zu den problematischen Stellen des Gesetzes ermöglicht. Die
Orientierung an der Praxis zeigt sich auch darin, dass die Quellen vornehmlich
aus der sonstigen Kommentarliteratur und der Rechtsprechung stammen, wobei
gleichwohl auch zentrale Besprechungen in anderweitiger Literatur nicht
gänzlich ausgespart werden. Die Rechtsprechungsquellen beschränken sich dabei
in aller Regel auf solche des Bundesgerichtshofs, des Reichsgerichts sowie in
Einzelfällen der Oberlandesgerichte. Dabei mag es an der einen oder anderen
Stelle geschehen, dass in Ermangelung entsprechender höchst-und
obergerichtlichen Rechtsprechung gewisse Themen nicht abschließend besprochen
werden. So etwa die Frage, ob das Widerrufsrecht bei mehreren Darlehensnehmern
(das nach der Feststellung des Werkes jedem einzelnen zusteht) im Rahmen des §
495 BGB nur von allen gemeinsam oder auch von einem alleine ausgeübt werden
kann. Die Frage war im Mai 2015 in Literatur und erstinstanzlicher
Rechtsprechung (nur sehr selten in obergerichtlicher Rechtsprechung) sehr
umstritten. Das Problem wird allerdings mit Sicherheit von den Autoren behoben
werden, sobald der Bundesgerichtshof sich zu dem Thema geäußert hat. Man mag
dieses Vorgehen bedauern, es dient gleichwohl einem guten Zweck. Der Nutzer
kann so nämlich sichergehen, dass die im Münchner Kommentar gefundene
Kommentierung auch verlässlich und in der Praxis benutzbar sein wird.
Im Vergleich zu
anderen Kommentaren hervorzuheben ist zudem, dass jeder Band ein spezifisches
Stichwortverzeichnis erhalten hat und die Stichworte nicht erst im letzten Band
des Gesamtwerkes durchsucht werden können.
Einziger wirklicher
Wermutstropfen ist somit auch bei Bd. 3 allein der mit 199 EUR für den
vorliegenden Band nicht gerade unerhebliche Preis des Werkes. Dennoch: Aufgrund
der aufgezeigten qualitativen Merkmale ist der Rezensent gehalten, auch für den
vorliegenden Band eine Empfehlung auszusprechen.