Bitter / Heim, Lehr- und
Fallbuch zum Gesellschaftsrecht, 3. Auflage, Franz Vahlen 2016
Von Jan Bley, Göttingen
Das
in der 3. Auflage im Jahr 2016 erschienene Lehr- und Fallbuch zum
Gesellschaftsrecht wurde verfasst von den Professor Georg Bitter und
Rechtsanwalt Sebastian Heim. Unterteilt ist das Werk zunächst in Teil 1 und
Teil 2. Teil 1 umfasst die wesentlichen Inhalte des Gesellschaftsrechts in der
Form eines Kurzlehrbuchs. Teil 2 behandelt viele wichtige Problemfelder in
Fällen. Weiter unterteilt ist das Lehr- und Fallbuch nach 13 §§. Hierbei bilden
die §§ 1 bis 8 das Lehrbuch und die §§ 9 bis 13 das Fallbuch.
§ 1
beinhaltet eine mit neun Seiten relativ knappe aber gut übersichtliche
Einführung. Die einführende Tabelle in Rn. 23 bietet einen kurzen Überblick
über alle relevanten Gesellschaftsformen und ist damit dem grundlegenden
Verständnis des Gesellschaftsrechts besonders dienlich. Im Folgenden ist das
Buch von § 2 bis § 8 nach den behandelten Gesellschaftsformen unterteilt.
Diesem Grobschema folgt auch das Fallbuch in Teil 2. Hierbei
wird – entgegen der verbreiteten Vorgehensweise im Studium – mit den
Körperschaften (Verein, AG und GmbH) begonnen und danach mit den
Personengesellschafen (GbR, oHG, KG und PartG) fortgefahren. Dieser Aufbau wird
damit begründet, dass die klare Trennung zwischen Gesellschaftsvermögen und
persönlichem Vermögen der Gesellschafter bei den Körperschaften für Studenten
leichter begreifbar sei und daher zuerst behandelt werden müsse. Ob diese
Beobachtung tatsächlich zutrifft, soll dahingestellt sein. Jedenfalls aber ist
das Buch sehr gut zu handhaben, da die einzelnen §§ stringent strukturiert
sind. So wird stets mit Grundlagen begonnen, um dann zu Problemen der
Entstehung, zu Haftungsfragen etc. zu kommen. Wo sich ein paralleler Aufbau
anbietet, wird dieser auch konsequent verfolgt (bspw. lauten bei § 3 zur AG und
§ 4 zur GmbH jeweils die ersten drei Unterpunkte I. Grundlagen, II. Die
Gründung und III. Die Organisation), was dem unbedingt notwendigen Grundverständnis
und der Einordnung der verschiedenen Probleme in das „Große Ganze“ sehr
förderlich ist. Als kleiner Malus ist festzuhalten, dass ein § nicht immer mit
einer neuen Seite beginnt. Dies ist bspw. bei § 4 der Fall und erschwert es,
schnell das gesuchte Kapitel zu finden. Überdies sind im gesamten Werk
lediglich vereinzelt wichtige Begriffe dick hervorgehoben – hier wäre es
wünschenswert, eine größere Anzahl an Begriffen hervorzuheben. Dies würde eine stichwortgeleitete
Suche erleichtern.
Das Grundprinzip, ein Lehrbuch und ein
Fallbuch zu kombinieren und hierbei klar zwischen Teil 1 (Lehrbuch) und Teil 2
(Fallbuch) zu trennen, ist eine überzeugende Idee. So ist es möglich, das
gesamte Lehrbuch durchzuarbeiten und anschließend anhand des Fallbuchs den jeweiligen
Kenntnisstand zu überprüfen. Aufgrund des in sich verständlichen Aufbaus eines
jeden § kann jedoch auch lediglich ein § bearbeitet und sodann im
entsprechenden § des Fallbuchs abgeprüft werden.
An schwierigen und wichtigen Stellen
sind in Teil 1 bereits Fallbeispiele (z.B. § 4 Rn. 32 zur Qualifizierung einer
Vorgründergesellschaft bei der GmbH) und Graphiken (z.B. § 3 Rn. 202 zur
Kapitalerhöhung bei der AG) eingeflochten. Die Verzahnung von Lehr- und
Fallbuch wird dadurch gefördert, dass zudem an zahlreichen Stellen in Teil 1
auf einen Fall in Teil 2 verwiesen wird, der sich mit der dargestellten
Thematik befasst (bspw. verweist § 6 Rn. 59 auf Fall 36 zum Thema des
Ausscheidens eines Gesellschafters aus der oHG). An diesem Fall ist auch
exemplarisch, dass das Niveau der Fälle gemessen an dem Pflichtfachstoff als
eher gehoben zu bezeichnen ist, da über die Grundfragen hinaus (Hier: was
passiert, wenn ein Gesellschafter aus der oHG austritt?) häufig vertiefte
Fragestellungen (Hier: Was passiert, wenn eine AG die Anteile des
ausscheidenden Gesellschafters kaufen möchte?) mitbehandelt werden. Dies
scheint auf den ersten Blick – gerade den lernökonomisch denkenden
Jurastudenten im Blick – zu viel zu sein. Jedoch zeigt das Fallbuch für die
Examensklausur realistische Konstellationen, da sie mit dem Transfer des
Grundwissens gelöst werden können.
Dem Verständnis dienend wird sich in
den Fußnoten meist auf das Notwendigste beschränkt. Teilweise werden hingegen
auch speziellere oder weitergehende Fundstellen (bspw. Teil 1 Fn. 319
hinsichtlich den Grundsätzen zum unternehmensbezogenen Rechtsgeschäft) genannt,
was die vertiefende Lektüre erleichtert und daher sehr nützlich ist.
Die Änderungen gegenüber der Vorauflage
sind im Vorwort detailliert aufgelistet und mit der entsprechenden Fundstelle
versehen: „Einführung der Frauenquote für die Organe der AG (§ 3 Rn. 53, 80),
das Delisting (§ 3 Rn. 95), die Einziehung (§ 4 Rn. 95), und die
Geschäftsführerhaftung (§ 4 Rn. 147 ff.) bei der GmbH, den Rangrücktritt zur
Vermeidung der Überschuldung (§4 Rn. 273), die persönliche Haftung von
GbR-Gesellschaftern (§ 5 Rn. 84 ff., 108, § 7 Rn. 46), die Inanspruchnahme von
Mitgesellschaftern für Drittansprüche (§ 5 Rn. 61) sowie die Kapitalerhaltung
bei der GmbH und Co. KG (§ 7 Rn. 61).“ Dies ist eine hervorragende Möglichkeit,
sich gezielt einen Überblick über Novellierungen zu verschaffen.
Das Gesellschaftsrecht zählt zwar zum
allgemeinen Prüfungsstoff des juristischen Staatsexamen, wird jedoch von vielen
Studenten gescheut und allenfalls sehr oberflächlich behandelt. Umso
lobenswerter ist es, dass der Bitter/Heim durch einfachen und deutlichen Syntax
die Materie verständlich und interessant darstellt. Das Buch ist vor allem an
den Bedürfnissen der Studenten orientiert und behandelt daher auch im
Wesentlichen diejenigen Inhalte, welche für die schriftliche Pflichtfachprüfung
im ersten Staatsexamen notwendig sind. Jedoch sind auch Inhalte umfasst, die
nicht zum Pflichtfachstoff gehören, wie z.B. § 3 zur AG oder die
Kapitalerhaltung der GmbH (§ 4 Rn. 224 ff.). Dies mag zwar eine gute Grundlage
für alle sein, die an einer (zur Vorbereitung auf den Schwerpunktbereich)
vertieften Auseinandersetzung mit dem Gesellschaftsrecht interessiert sind,
kann aber auch auf den oben bereits erwähnten lernökonomisch denkenden
Studenten abschreckend wirken.
Das Grundkonzept ist wie aufgezeigt
stimmig und insbesondere die im Vorwort aufgelisteten Neuerungen sind absolut
sinnvoll. Der Umfang des Buches ist mit 385 Seiten für den durchschnittlichen Examenskandidaten
wohl zu groß, jedoch können aufgrund der gut sortierten Unterkapitel auch
einzelne Inhalte sinnvoll bearbeitet werden. Der Preis ist mit 24,90 €
sehr überschaubar, weshalb der Bitter/Heim zumindest für die Einarbeitung in
den gesellschaftsrechtlichen Schwerpunkt absolut empfehlenswert ist.