Kaiser / Kaiser
/ Kaiser, Die Anwaltsklausur Zivilrecht 7. Auflage, Vahlen 2017
Von Dipl. Jur.
Jannina Schäffer, Stuttgart
Mit dem Referendariat kommen viele neue Bücher auf
einen zu, die den Schwerpunkt auf praxisrelevantes Wissen setzen. So auch das
Skript „Die Anwaltsklausur Zivilrecht“ von Kaiser/Kaiser/Kaiser, das 2017 in
der 7. Auflage beim Verlag Franz Vahlen erschienen ist. Es gehört zu der Reihe
„Assessorexamen – Lernbücher für die Praxisausbildung“. Bei den meisten
Referendaren ist die Reihe mit der markanten blau-grünen Umschlaggestaltung
äußerst bekannt. Die drei Autoren leiten nämlich die gleichnamigen
Kaiserseminare, die auf das zweite Staatsexamen vorbereiten sollen und in
diesem Bereich wohl zu den Marktführern gehören.
Im zweiten Examen besteht knapp die Hälfte der
Zivilrechtsklausuren aus Anwaltsklausuren. Das Skript soll dementsprechend
zielgerecht genau auf diesen Klausurtyp vorbereiten. Die Verfasser wollen das
examensrelevante Wissen auf diesem Gebiet prüfungsorientiert, anschaulich und
komprimiert darstellen. Außerdem soll das Skript zur Begleitung bzw. Vor- und
Nachbereitung ihrer Kaiserseminare dienen. Grundsätzlich kann man das Skript
aber auch unabhängig von den Seminaren verstehen.
Das Skript ist in drei Teile gegliedert. Im ersten
Teil wird die zivilrechtliche Anwaltsklausur besprochen. Zuerst folgt dabei
eine kurze Einführung in das Thema. Sodann werden die fünf typischen
Konstellationen besprochen, in denen eine Anwaltsklausur im Examen abgefragt
werden kann. Dazu zählen die Anwaltsklausur aus Klägersicht, die Anwaltsklausur
aus Beklagtensicht, die Anwaltsklausur im einstweiligen Rechtsschutz, die
Anwaltsklausur aus Sicht des Berufungsführers und die Anwaltsklausur aus Sicht
des Berufungsbeklagten. Innerhalb der jeweiligen Fall-Konstellationen erfolgt
zunächst eine Einleitung und ein kurzes Schema wie die Klausur aufgebaut werden
soll. Daraufhin werden die typischen Probleme thematisiert, die in diesem
Klausurtyp auftauchen können. Beispielsweise bei der Prüfung der Erheblichkeit
oder der Prüfung der Schlüssigkeit oder innerhalb der
Zweckmäßigkeitserwägungen.
Im zweiten Teil des Skripts wird die Anwaltsklausur
aus dem Zwangsvollstreckungsrecht dargestellt. Die Autoren unterscheiden dabei
zwischen der echten Zwangsvollstreckungsklausur und der unechten
Zwangsvollstreckungsklausur. Im Rahmen der echten Zwangsvollstreckung werden
die typischen Klagearten wie Erinnerung gem. § 766 ZPO,
Vollstreckungsgegenklage gem. § 767 ZPO, Drittwiderspruchsklage gem. § 771 ZPO
usw. näher erörtert und diese auch ausführlich voneinander abgegrenzt. Sodann
erfolgt eine kurze Erklärung, was man unter einer unechten
Zwangsvollstreckungsklausur versteht und wie diese von der echten
Zwangsvollstreckungsklausur zu unterscheiden ist.
Im dritten und letzten Teil geht es schließlich um
die zivilrechtliche Kautelarklausur. Nach einer allgemeinen Einführung bemühen
sich die Autoren, dem Leser die üblichen Klausurtaktiken näherzubringen. Dazu gehören
die Mandantenzielermittlung, die Tatsachenermittlung und die rechtliche
Umsetzung der so gewonnenen Ergebnisse. Außerdem werden die verschiedenen
Klausurtypen näher beleuchtet. Insbesondere das vorbereitende Gutachten, das
überprüfende Gutachten und die Formulierung eines eigenen Entwurfs. Im
Anschluss daran erfolgt eine Erörterung der materiell-rechtlichen Aspekte.
Dabei geht es beispielsweise um Besonderheiten der Klausuren im Vertragsrecht,
Gesellschaftsrecht, Erbrecht und Familienrecht.
Vorweg sei gleich gesagt, dass sich dieses Skript
nicht für Anfänger/Einsteiger in das Referendariat eignet. Das Skript erklärt
nicht den für das Referendariat relevanten Stoff, sondern reiht lediglich alle
Probleme aneinander, die einem innerhalb eines der genannten Klausurtypen
begegnen können. Für Anfänger gilt deswegen: Hände weg! Mit dem Kaiserskript
kann man erst etwas anfangen, wenn einem die Grundzüge des zivilrechtlichen
Urteils sowie des Zwangsvollstreckungsrechts bereits bekannt sind. Hierzu gibt
es auf dem Markt zahlreiche gute Lehrbücher wie beispielsweise den Anders/Gehle oder den Knöringer. Das Skript ist somit speziell
darauf ausgelegt, typische Examensprobleme kompakt darzustellen und zu
wiederholen. Außerdem enthält das Buch zahlreiche Schemata und Muster. Anhand
dieser kann man sehen, wie beispielsweise ein Mandantenschreiben zu verfassen
ist oder an welcher Stelle des Klageentwurfs ein bestimmtes Problem
untergebracht werden muss.
Neben diesen hilfreichen Schemata und Mustern kann
außerdem positiv hervorgehoben werden, dass das Skript mit ca. 150 Seiten
wirklich kompakt ausgefallen ist und wohl auch alle relevanten Probleme kurz
abhandelt. Es kann damit wunderbar als Checkliste vor dem Examen verwendet
werden. Hinzu kommt, dass das Skript wirklich aktuell ist und beispielsweise bereits
berücksichtigt, welche Streitstände 2016 bundesweit im Examen abgefragt wurden.
Allerdings hat das Kaiserskript auch einige Macken.
Sehr störend ist insbesondere die ständige Werbung für die Kaiserseminare. Fast
auf jeder Seite wird erwähnt wie toll diese sind. Ebenfalls nervtötend sind die
vielen Verweise, wann genau wo genau ein Problem im Examen aufgetaucht ist. Den
Leser wird es kaum interessieren, was im Herbsttermin 2012 in Bayern im Examen
gelaufen ist. Statt ständig darauf hinzuweisen, wann und wo ein Streitstand
aufgetaucht ist, hätte man die Seiten sinnvoller dazu nutzen können, die
Probleme wirklich ausführlich zu erklären. So enthält das Skript nämlich keine
umfassenden Erklärungen, sondern nur zahlreiche aneinander gereihte Probleme ohne
Tiefgang. Ebenfalls sehr ungeschickt ist das A4 Format des Buches. Wegen der
Größe passt es in keine Handtasche und die Hälfte der Seiten besteht aus weißem
Rand. Das ist zwar für Notizen ganz nett, hat aber ansonsten keinerlei
Mehrwert. Mit 22,90 € ist das Skript außerdem recht teuer. Erschwerend kommt
noch hinzu, dass immer wieder auf andere Werke der Kaiser-Autoren verweisen
wird. Statt darauf hinzuweisen, in welchem Skript das Problem nachzulesen ist,
hätte man es an dieser Stelle auch einfach direkt in zwei Sätzen erläutern
können. Grundsätzlich ist das Skript zwar auch verwertbar, wenn man die
Kaiserseminare nicht besucht hat. Die Autoren drängen einen aber alle zwei
Seiten dazu, ein weiteres ergänzendes Skript von ihnen zu kaufen oder eines der
Seminare zu besuchen. Das ist eher unglücklich.
Insgesamt lässt sich festhalten, dass das Buch gut
erklärt, welche unterschiedlichen Klausurtypen im Examen auf einen warten.
Ebenfalls geeignet ist es als Checkliste, um zu sehen, ob einem alle
examensrelevanten Probleme bekannt sind. Nicht geeignet ist das Skript für
Anfänger, weil der Stoff nicht wirklich erklärt wird. Außerdem sollte man sich
gut überlegen, ob man für diesen Preis nicht lieber ein gutes Lehrbuch kauft,
das keine Werbung beinhaltet und tatsächlich etwas erklärt, statt nur die
Probleme aufzulisten.